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sie ihn, dort nahmen sie Abschied von einander, und dort weilte auch Bertha nach seiner Abreise noch oft, des Fernen liebend gedenkend. Als sie eines Abends auch an jener Quelle war, ertönte plötzlich Hörnerklang. Sie blickte auf, eine Staubwolke verkündete die Schaar der Reiter – Dedo kehrte heim. Doch nicht schnell sprang er vom Rosse, mühsam ließ er sich herabhelfen, denn er war schwach und krank. Bertha füllte ihm aus der Quelle einen Becher mit Wasser und reichte ihn Dedo dar. Er nahm ihn mit zitternder Hand, auszutrinken vermochte er ihn nicht, die Kraft schwand – er sank und starb an jener Quelle.




247.
Tripstrill.

Das gute Städtlein Triptis wird oft in scherzhafter Weise Tripstrill genannt, mit dem Zusatze: „wo die Pfütze über die Weide hängt. “ Diese Pfütze ist eben die Quelle, in welcher die Gräfin von Groitsch das Bild ihres künftigen Gemahles, Dedo von Wettin, im Wasserspiegel erblickt, und an welcher sie so oft trauernd und einsam weilte. Es war ein stilltrauliches und schattiges Plätzchen, das eine uralte Weide übergrünte, die eine starke Wurzel unter das Wasser getrieben hatte, welche noch immer sichtbar sein soll, nachdem längst die Weide abgebrochen. Da ist allerdings das Wasser über der Weide.

Triptis soll vormals drei Schlösser gehabt haben, eins auf dem großen Hocker, eins da, wo das heutige Schloß

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)