Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/76

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schwarza herunter durch das Haselthal (die Hasel rollt von Suhl herab und in diese fällt in der Nähe von Rohr die Schwarza ein), über Rohr, Ellingshausen und Grimmenthal in das Werrabecken, in welchem in geringer Entfernung von einander 5 Thäler zusammenstoßen. Einmal streift es das Jüchsethal aufwärts, da wollen alte Leute im Dorfe Neubrunn es zum öftern gehört haben. Dort zog es, wie die Alten erzählen, immer durch 3 bestimmte Häuser, das kam aber daher, weil diese Häuser so beschaffen waren, daß in der Flur drei Thüren in gerader Richtung hinter einander sich befanden, vorne die Hausthüre, in der Mitte eine Flur- oder Küchenthüre und dann in der folgenden Wand die Hofthüre. Solche Thürstellung gab dem wütheningen Heere Macht, selbst durch Häuser zu ziehen. Dasselbe geschah in dem Dorfe Untermaßfeld, durch welches der Zug sich nach dem Thälchen der Sulza, nach Sülzfeld zu, wandte. Dort fuhr es über den Zinken-Still (ein Theil des Waldes Still) durch die nahe Wüstung „Reumles“ und über deren noch immer verrufene Brücke, wo ein Kreuzweg ist, und wo es nächtig spuken soll, hinauf auf das Plateau, auf dem das Dorf Dreißigacker liegt. Dort erinnere ich mich selbst aus meiner Jugend, die ich in Dreißigacker verlebte, von Leuten die Aeußerung vernommen zu haben: „Heut Nacht ist das wüthige Heer durchs Dorf gefahren.“ Von Dreißigacker nahm es dann den Zug nach dem Haßfurtwalde, und von da am Geba-Berge hin in den Rosagrund; dort hört man in Rosdorf viel davon erzählen, und dort, wie in den übrigen genannten Ortschaften kennen die Bewohner auch Schutzmittel gegen den wilden Heeres-Spuk. Wenn man es nahen höre, müsse man sich niederwerfen, und schweigend,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)