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Boden geworfen, an dem er sich im bangen Schweigen krümmte, wie ein Wurm. Halb sinnlos blieb er liegen bis zum Morgengrauen, dann wankte er nach Hause und lag lange tödtlich krank. Dann aber genaß er, und begann wieder zu arbeiten, und nun glückte ihm alles, alles, was er begann; er hatte reiche Aernten, und es würde Korn und Weizen gewachsen sein, wenn er Steine gesäet hätte. Er wurde der reichste Mann des Dorfes und zwar ohne allen Schaden an seiner Seele. Aber von der Zeit an entstand das Sprichwort, wenn einer zu unbegreiflich schnell wachsendem Reichthum gelangt: „Der hat es im Gertles zwölf schlagen hören.“ –


38.
Zigeuner im Lande Henneberg.

Abwärts im Werrathale unterhalb des Nadelöhres liegt das ansehnliche Pfarrkirchdorf Vachdorf, das bereits im Jahre 803 als Fahedorph urkundlich vorkommt; die Sage will, daß Fischer es zuerst angelegt und bevölkert haben, was, da das Dorf unmittelbar am fischreichen Werrafluß gelegen ist, gar wohl Statt gefunden haben mag. Kaiser Heinrich I., der im Jahre 930 in dem nächst auf Vachdorf im Werragrunde folgenden Dorfe Belrieth verweilte, suchte Vachdorf gegen die Hunnen zu schirmen, ließ die Kirche mit starken Mauern umgeben und das ganze Dorf umwallen. Gleichwohl mag der Ort den Hunneneinfällen nicht haben widerstehen können, denn noch heißt ein Brunnen daselbst der Hunnenbrunnen. Die

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)