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zum Ketzersrasen, auf dem die weit sichtbare Tanzbuche steht, die ihren Namen nur den Hexentänzen dankt.

Auf den allerschlechtesten Wegen, wo selbst ein Wagen von Eisen Gefahr laufen würde, zu zerbrechen, und auf den gefährlichsten Bergabhängen läßt die Sage die Hexen in gläsernen Kutschen fahren. In der Ruhl erblickt man bisweilen eine gläserne Kutsche, in dieser sitzen Hexen, die der Teufel spatzieren fährt. Kommt man der Kutsche nahe, so verschwindet sie plötzlich. Bei Steinbach fahren sie durch den Hohlweg des Schäferbergs, der weniger als ein Weg ist, und am Steiger. Die gläserne Hexenkutsche ist mit 6 Ziegenböcken, des Teufels Lieblingsvieh, bespannt, oder mit sechs Rappen ohne Kopf, der auch dem Kutscher fehlt. Manche sagen, daß in der einen Steinbacher Kutsche eine verwünschte[WS 1] Prinzessin fahre.

135.
Sagen vom alten Schlosse Liebenstein.

Das alte, längst als Ruine die romantische Gegend des Badeortes Liebenstein zierende Bergschloß, welches sich auf ziemlich hohem, vom „Hain“ umgrünten Berggipfel über ersteren erhebt, ist von mancher Sage geschmückt. Den Namen aber, wie lieblich er klinge, und wie viel auch schon in seiner Nähe und in seinem Schattenhaine geliebt worden sein mag, trägt es nicht von der Liebe, sondern von der Loibe, Wald, wenn nicht vom Vornamen Lewin, der früh in der Familie derer von Stein begegnet. Schon bei der Erbauung dieses Schlosses wurde

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: verwünschee
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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/267&oldid=- (Version vom 1.8.2018)