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der Kuh nach, da trat ihm plötzlich die Prinzessin im Fels entgegen und fragte: Was willst Du? – Nur das Huthgeld für Eure Kuh, die täglich zu mir auf die Weide kommt! antwortete keck der Hirte. Da gab ihm die Prinzessin ein altes Silberstück, und sagte: Hier hast Du Deinen Lohn! Hättest Du nichts begehrt, würde Dir mehr gewährt. – Die Kuh kam niemals wieder zu jenes Hirten Weidetrift. Von der Erscheinung der Prinzessin aus dem Wittgenstein laufen viele Sagen um, wie sie Choradjuvanten, welche ihr im Vorbeigehen auf dem Wege von Farrnrode nach der Seelbach das Neujahr ansangen, mitten im Schnee Knochen finden ließ, von welchen einige mitgenommene sich in Glück bringende Goldstangen verwandelten, oder Musikanten, die ihr eine Nachtmusik brachten, durch einen Zwerg mit grünen Eichenbüschen belohnen ließ, ganz der Zug einer auch sonst oft wiederholenden Kiffhäusersage.

121.
Der Rabenbrunnen.

Vom „Rabenbrunnen“ in der Ruhl geht die Sage von einem Jäger, der seine Geliebte verlassen und in die Fremde ziehen mußte, aus welcher nach einiger Zeit die Kunde kam, er sei gestorben. Nach einiger Zeit verlobte sich die vormalige Geliebte des Jägers, und nach noch einiger Zeit kam letzterer frisch und gesund wieder in die Ruhl, und wollte seine Geliebte freien. Da war sie schon gefreit, obwohl noch nicht getraut, und der Jäger war außer sich, und wollte sich rächen. Ein altes Hexenweib

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)