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vieles Eisen, auch fand man Steinkohlen und am Wartberge (Martberge) Silber und Kupfererz, ja sogar Gold.

In Urkunden um das Jahr 1216 heißt der Ort Ruhla, Rupoldis. Jene Schmiede, in welcher Ludwig der Eiserne, der Sage nach, hart geschmiedet wurde, war vor hundert Jahren ein Zainhammer, lag fast mitten im Orte und gehörte damals dem Kaufmann Johann Hermann Malsch. Viele wollen den Ortsnamen „die Ruhl“ von „Tirol“ ableiten, und den Ort durch Einwanderer aus jenem Lande bevölkern lassen, was keine Wahrscheinlichkeit für sich hat. Nach alten Chronikensagen kamen zuerst Bergleute vom Harz in den Thüringerwald, und legten Hüttenwerke in den Niederungen um dem Fuß des Inselsberges an, so in Cabarz, Tabarz, Brotterode, Steinbach bei Liebenstein, und Ruhl. In den letztgenannten drei Orten ist die Sprache in ihrer dialektischen Form sehr eigenthümlich mit vielen rein erhaltenen mittelhochdeutschen Lauten. Nach hohem Alter des Ortes deutet in der Ruhl ein Jugendspiel, das sogenannte Laubmännchen, die alte Gewohnheit der Laubeinkleidung zum Zweck symbolischer Feier der Frühlings- oder Sommerwiederkehr, die sich in Thüringen nur sehr vereinzelt findet. Der Ruhler Boden ist ungemein sagenreich, Sagen von Geistern, Gespenstern, Schätzen, Wundermännern, Hexen, Croaten und sonstigen Trägern der Volkssage fanden dort eine vom Glauben und den Neigungen des Volkes bevorzugte Heimath.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)