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gemacht, und eilte nun voll teuflischer Rache selbst auf den Thurm und als die Mitternachtglocke ihre zwölf Schläge gethan, stieß er in das Horn und ließ weit hinaus und stark und laut den ersten Hornruf erschallen. Der Scharfrichter, der von des Herzogs geändertem Befehl nichts mußte, schlug dem ersten Junker das Haupt ab; so dem zweiten, dem dritten, den vierten, und allen folgenden. Die Herzogin fiel vor Schrecken in tiefe Ohnmacht, der Herzog war außer sich, und eilte nach dem Thurme, da fand er statt des Thürmers, den er züchtigen wollte, den rachesüchtigen Mönch und durchbohrte ihn auf der Stelle mit dem Schwerte, worauf er den Gerichteten packte und vom Thurme hinabwarf. Seitdem umwandelt der Mönch als Spukgeist mit einem Schlüsselbunde den Thurm, und zu Zeiten, wenn der Stadt oder dem Lande Unheil droht, so tutet er auch auf eine schaurige Weise. Diese Sage von 12 hingerichteten Edeljunkern deutet in das nachbarliche Frankenland, wo Bischof Iring von Würzburg, ein Rheinsteiner, 12 gefangene Ritter, sämmtlich des Geschlechtes von Altenstein, treulos und widerrechtlich ermorden ließ, und wäre nicht Seifried, der dreizehnte, in fremden Landen ausgefahren, so würde keiner des Geschlechtes übrig geblieben sein.


7.
Coburgs Name und Wappen.

Die Alten haben den Namen der Stadt Coburg von Kuhburg, Küheburg abgeleitet, und sich bei dieser Ableitung darauf gestützt, daß eine Menge Ortnamen um die

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)