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war, wahrscheinlich ob seiner Strenge und finstern Wesens nicht recht leiden mochten, so streuten sie ihm einmal heimlich Erbsen auf die Treppe, und erhoben ein großes Gelächter, als der Mönch zur Treppe herunterpurzelte. Diesen Junkerstreich nahm der Mönch sehr übel, ging hin zum Herzog und verklagte die schlimmen jungen Gesellen. Der Herzog mochte wol auch sonst noch gereizt sein, er gerieth daher noch mehr in großen Zorn, und schwur dem Mönche zu, er solle furchtbar gerächt werden. Man solle sie in der Mitternachtstunde mit dem Schwerte richten, und so viele Häupter sollten fallen, als Hornstöße vom Thurme der Hauptkirche durch die Nacht schallen würden. Dieses harte und überstrenge Blut-Urtheil kam der Herzogin zu Gehör, und es jammerte sie der Edeljunker junges Leben, sie lag daher ihrem Herrn und Gemahl mit inständigen Bitten an, jene, da sie kein todeswürdiges Verbrechen begangen, doch am Leben zu lassen, und so schmeichelte die edle Herrin dem Herzog das Leben von Eilfen ab, einer aber solle sterben, damit ein Beispiel der Warnung gegeben werde. Doch auch diesen Einen hoffte die Herzogin noch zu retten, denn sie bestach den Thürmer, und ließ ihn zu sich rufen nach der eilften Stunde, und ihn in einem Zimmer bewirthen, dessen Ausgang verschlossen wurde. Damit aber doch die eilf Junker einige Angst empfänden und sich das Gelüst vergehen ließen, gegen alte und ehrwürdige Männer mit Jungenstreichen vorzuschreiten, wurden sie dennoch gleichsam zur Hinrichtung geführt, und fanden im Schloßhofe Blutblock und Beil und den Henker ihrer harrend, und die Augen wurden ihnen verbunden. Der rachsüchtige Mönch hatte leider die erfolgreiche Fürbitte der Herzogin erfahren, auch daß sie den Thürmer sicher

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)