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Sie hätte sagen müssen: Ich und alle guten Geister, dann hätte das Gespenst keine Gewalt über sie gehabt. Wer es gehört und erzählt hat, verschweigt die Sage, um so häufiger berichtet sie das Vorhandengewesensein von Mönchs- und Nonnenklöstern in Orten, wo geschichtlich erweislich sich deren keine befanden, wie hier in Eisfeld. So soll auf dem Thomasberge ein Kloster oder eine Burg, nach dem h. Apostel genannt, gestanden haben, wahrscheinlich war es ein Kapellchen oder eine Kemnate. Es soll dort gräulich spuken; feurige Wagen und schwarze Hunde begegnen auf dem Thomasberge dem nächtlichen Wanderer, wie denn diese Gegend überhaupt gar reich ist an mancherlei Sagen, deren noch eine gute Zahl erwähnt werden müssen.


6.
Der wandelnde Mönch zu Coburg.

Die Eisfelder Mönchssage deutet mit dem Blasen eines Unglückshornes unmittelbar nach einer andern ihr gar nahe verwandten Sage hin, die im benachbarten Coburg heimisch ist. Seltsam, daß in ihr neben der mythischen und mystischen Zwölfzahl auch wieder Erbsen eine Rolle spielen, wenn auch in ganz anderer Weise, als in der Crocker Irminasage. Es war ein Herzog von Coburg in harter Fehde mit einem Bischof von Bamberg und fing dem Letzteren zwölf adelige Kinder weg, welche auf der Veste über der Stadt in ganz leidlichem Gewahrsam gehalten wurden. Sie trieben oben nach junger müssiger Leute Art allerlei Kurzweil, und weil sie den Schloßkappellan, der ein Mönch

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)