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nicht nur nicht aus, sondern stieß mit jauchzender Verruchtheit die edle Fürstin von den Schrittsteinen herab in den Koth des Löberbaches, daß sie hernach an ihren übel beschmutzten Kleidern genug zu waschen hatte. Und sie trug das alles mit Lächeln, und dankte Gott, daß er sie so demüthigte. Sie sahe auch den Heiland in einem himmlischen Gesichte, mitten im offenen Himmel, und er sprach zu ihr: Wenn Du bei mir sein willst, so will ich bei Dir sein. – Davon ward sie wunderbar aufgerichtet.

99.
Elisabeths Wiedererhöhung.

Elisabeth, die fromme Landgräfin, zählte, als ihr Schlag auf Schlag so viel herbes widerfuhr, erst zwanzig Lebensjahre. Da hörte eine Muhme welche Aebtissin zu Kitzingen in Franken war, von dem großen Weh, was ihrer Verwandten widerfuhr, diese sandte alsobald Boten, und bot ihr und ihren Kindern ein Asyl in dem Kloster an. Auch in Bamberg lebte Elisabeth ein Oheim, Bischof Egbert, der ebenfalls nach ihr sandte, und ihr Schloß Botenstein zum Aufenthaltorte anwieß, dort lebte sie nun einige Zeit mit den ihrigen still und fürder ungekränkt. Nur das war ihr leid, daß ihr Oheim darauf sann, sie wieder zu vermählen, und zwar mit dem Kaiser Friedrich II., welcher Wittwer geworden war. Elisabeth aber wollte nichts von einer Wiedervermählung hören und wissen. Sie wollte dem so innig geliebten Gemahl auch im Tode noch ihre Treue fest bewahren.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)