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Prosa aufgelöst, kamen von einer Kirmse mit ihren Schallmeien oder Sackpfeifen wol bezecht, jauchzend und fluchend um Mitternacht am Berge vorüber; da stießen ihnen hart am Berge drei dunkle Männer auf, die ihnen geboten, mit ihnen zu gehen, und im Berge aufzuspielen. Die Knechte wußten nicht, wie ihnen geschah, sie mußten Folge leisten, und leisteten Folge. Dreizehn Tage, die verrufene Zahl, blieben sie im Bergesinnern, und begaben sich still und traurig nach Hause; niemals spielten sie wieder zum Tanze auf, aller Freude vergaßen sie ganz und gar und vollendeten ihr Leben mit stetem seufzen und trauern.

So wanderte einst ein Lautenist mit seiner Laute auf eine Hochzeit, dahin er zum aufspielen zur Erhöhung der Fröhlichkeit berufen war, gegen Abend am Hörseelenberge vorüber. Da kommt ein langer schwarzer Mann und heißt dem Lautenisten mit sich gehen, und führt ihn fort, der nicht zu widerstehen vermag. Da erblickt der bebende Mann am Eingange den treuen Eckhart, der spricht ihn warnend an, er solle sich an nichts Schreckhaftes kehren, was er auch sehen werde, und sich beileibe nicht umkehren, ja nicht einmal den Kopf wenden; auch um das „viele Gesumme,“ das er hören werde, solle er sich nicht kehren, Gut und Geld, das man ihm vielleicht bieten werde, solle er nicht annehmen. Solche Warnung erfüllte den Lautenisten mit Angst und Besorgniß, doch half das nichts, er mußte aufspielen im Berge, und da sahe er Dinge, über denen ihm alles Lachen ganz und gar und für immer verging. Sechs Tage lang ward er im Berge gehalten, seiner Kunst zu pflegen, dann nahete ihm ein Zwerglein und winkte ihm zu folgen, und wie er dieß willig that, festen Vorsatzes, sich nicht umzusehen, so merkte er doch

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)