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nicht eher ab von ihm, bis er tod am Boden lag. Hierauf hob sich die befiederte Storchenvolksversammlung von dannen, und alle Theilnehmer zogen davon bis auf ein einziges Paar das blieb noch, und als der spätere Herbst es weggetrieben hatte, kam es wieder, und kein Jahr verging, daß nicht ein Storchenpaar in Kreuzburg genistet hätte, bis zum Jahre 1837, da sind die Störche zum erstenmale ausgeblieben, und wurde solches gar nicht gern gesehen. Es müssen gleichwol solcher Storchenversammlungen, Kämpfe und Gerichte zu verschiedenen Zeiten mehrere Statt gefunden haben, denn die alten Chroniken weichen in Angabe der Jahreszahl, wenn dieß Gericht sich zugetragen habe, merklich von einander ab. Eine giebt 1355 an; sie meldet ganz einfach: Anno 1355. Kamen unzehliche viele Störcke zu Creuzburg auf einer Wiesen zusammen, zerrissen ihrer Drei, und flogen davon. – Eine andere Quelle nennt das Jahr 1445, eine dritte 1523. Man sah darin ein Vorzeichen nahen Krieges, und dieser blieb auch niemals aus.

69.
Der Sprung vom Hellerstein.

Unterhalb Kreuzburg in der Gegend von Treffurt bricht sich die Werra nur mühsam Bahn durch hochgegipfelte Felsen mit steilen Abhängen. Der höchste derselben heißt der Normannstein, auch Hermannstein und Hellerstein. Nun lebte in Treffurt ein Ritter und Herr des Städtleins, Hermann von Treffurt geheißen, dem ließe sich allerlei nachsagen, nur nicht, daß er ein Heiliger sei. Er ritt

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)