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fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ein Nonnenkloster habe in Eisfeld gestanden, dessen Aebtissin, Juliane genannt, habe sich fleischlich vergangen und zwar mit dem bösen Feinde selbst, sei zweier Kindlein auf einmal genesen, und darauf zur Strafe solcher Teufelsbuhlschaft sammt den beiden Kindern verbrannt worden. Zum Gedächtniß dieser Sühne zog später Alt und Jung am Epiphaniassonntage nach beendigtem Nachmittagsgottesdienste mit Musik auf den Markt, sang ein geistliches Lied und rief sich dann scherzhaft einander zu: Frau Holle wird verbrannt. Nun war aber zu Eisfeld nie ein Kloster, und der Ursprung jenes Brauches reicht weit über die Klosterzeiten hinaus.



2.
Riesen um Eisfeld.

In der Eisfelder Gegend wohnten vor Zeiten viele und starke Riesen, ein gewaltiges Geschlecht, und man kann das in den Dörfern Bachfeld, Grub, Crock, Stelzen und anderen noch öfters von denselben erzählen hören. Auf verschiedenen Burgen hatten die Riesen Wohnsitze; die Sage will, daß auf dem Burgberge bei Hinterrodt über Hirschendorf, in einem wüsten Wiesengrunde, das Altdorf geheißen, und in der Willau vor Zeiten Dorf, Schloß und Stadt gestanden. Vom Berge der Burg Grub bis hinüber nach Burg Schaunberg warfen die Riesen einander ihre schweren Hämmer zu, auch Streitäxte und große goldene Kugeln, oder sie bespritzten einander mit Wasser, das sie in Stundenweite durch die Luft schleuderten. Auch in dieser Gegend

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)