Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2 | |
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Wirtin (ängstlich). Also bist wirklich der Dorfketzer von Kirchfeld, wie s’ sagen?
Sepp. Besser Dorfketzer als Dorfhetzer! I kümmer mich wenigstens um kein Menschen, was er tut und treibt, und trag’s nit herum im Dorf und in der Fremd und hetz ihm nit die andern aufn Hals. (Trinkt und lüftet sich das Halstuch.) Und jetzt laßts den dummen Diskurs, ös verstehts mich nöt und ich begreif euch samt eurer Frummheit net, dö sich um den andern Leuten ihr Seligkeit so viel kümmert! … Ös kommts doch nit blind auf die Welt wie die jungen Hund, aber sehet werds doch euer Lebtag net!
Wirt (stößt seine Frau mit dem Ellbogen an). Den bringst du nimmer auf gleich! (Wirtin und Hansl ab.)
Sepp (hat den Kopf gesenkt, hebt ihn). Kannst recht habn! Herentgegn bin i aber a ordentlich verkrüppelt und zermuddelt wordn!
Vorige. Annerl ländlicher Sonntagsstaat, Bündel unterm Arm.
- Entree.
- Dö Fischerln im Bach
- Und d’ Vögerln am Boam,
- Dö wissent, wo s’ hinghörn
- Und habn ihr Dahoam.
- Nur ’n Menschen treibt ’s Gschick
- Oft hinaus in die Fremd,
- Wenn er glei vor Hoamweh
- Und Herzload derkämmt!
- Jodler.
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)