Seite:Lottich Volksleben Schluechtern.djvu/15

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

viel Geld kann aus Rosmarin gelöst werden. Bei Hochzeiten, Weinkäufen, Begräbnissen, beim Gang zum heiligen Abendmahle etc. werden Rosmarin gekauft, das Stück zum Groschen, zum Batzen, zu sechs Kreuzern. Auch ganze Stöcke werden verkauft. Dem Gärtchen beim Hause des Dorfbewohners geht etwas Wesentliches ab, sobald kein Rosmarin darin zu finden. In Breidenbach haben manche bis acht Stöcke. Im Winter werden sie in den Kellern aufbewahrt, im Sommer stehen sie im Freien, in Körben, Kasten und Kübeln. Vor der Märzluft werden sie besonders verwahrt, weil solche sie tödtet. Ein Licht vertragen sie eben so wenig wie die Kälte: sie werden schwarz davon.


(Oberkalbach.) Die Linde bei der Kirche zu Oberkalbach ist eine der größten unserer Gegend. Der Raum um dieselbe ist in seiner Höhe von einer Mauer eingefaßt. In dieser Mauer befindet sich das Büllloch (Büttelloch), tief und feucht, jetzt nur von Kröten bewohnt, ehemals aber mit einer Doppelthüre versehen und zum Gefängnisse dienend. Um die Linde wurde getanzt bei Hochzeiten und wann die Bursch etwas, als Uhren, Kisten, Hämel etc. herausspielen ließen. Bei Hochzeiten, wann die Kirche aus war. Das geschieht noch, sobald Musik dabei ist, was jedoch nur selten der Fall, weil es hier nicht wie bei den Fölschen (Fuldischen) ist, die Musik haben müssen selbst wenn sie das Brod in den Döschkasten (Tischkasten) kaufen müssen. Hier war der Krawall nicht, demohngeachtet mußte auch hier, als er vorbei war, dem Fürsten gehuldigt werden. Bei dieser Huldigung ist sehr viel und lang um die Linde getanzt worden, namentlich von den Alten, die sich wie ausgelassen, wie närrisch geberdeten. Ein Storch hatte einmal sein Nest darauf gemacht. Auch zu Heubach steht eine Linde, welche eingefaßt ist und um welche herum getanzt wurde. So auch eine in Uttrichshausen. Die in Gundhelm am Ausgang