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es fast alle diejenigen, welche auf einen „Göllesonndig“ (goldenen Sonntag – Sonntag im Quatember) geboren sind. – Ja, das ist wahr! Da ist der N. N. in Vollmerz, der ist auch auf einem Göllesondig jong wor’n: der sieht auch. Man siehts ihm aber auch an! er guckt so vadelig (sonderbar), er schilgt (schielt), hat einen ganz unheimlichen Blick. Der ging einmal am Berge beim Hünkelhof, welcher der Galgenberg genannt wird; da sah er plötzlich oben vom Berge herab einen Reiter kommen auf einem Thiere, das wie ein Trampelthier (Dromedar) aussah und keinen Kopf hatte. Siehst Du den da droben? rief der erschrockene N. N. seinen Gefährten an, der Michel hieß. Michel, laß uns fortlaufen! … siehst Du ihn denn nicht? Aber der Michel sah ihn nicht, erblickte ihn aber im Schrecken seines Kameraden, so daß ihn ebenfalls zum Fortlaufen ein Grauen erfaßte.


Auf fast allen unsern Dörfern ist es Sitte, daß das Kind sobald es schulfrei oder auch schon sobald es sieben Jahr alt ist, von seinem Petter bezw. von seiner Gothe ein Schaf zum Geschenk erhält: daher auch bei den Leuten, wo Futter genug vorhanden ist, jedes Kind sein eignes Schaf hat, oft mehrere, ja bis auf zwanzig Stück faselt hier und da das Petterschaf fort. Auch der Abnutzen von solchen Schafen, als Wolle, Lämmer, Baarerlöß etc. gehört den Kindern. Freilich findet es nur da statt, wo die Leute vermögend sind, bei Armen und Bedrängten wird alles angegriffen und so auch das Pathenstück. Bei Ueberreichung desselben wird ihm eine rothseidene Schnur, vier Ellen lang, um den Hals gebunden und auf den Rücken hin der Länge nach angespennelt (mit Stecknalden, Spennadeln, Spenne angeheftet). Allen Kindern stehen die Petterschafe nicht, pflegt man hier zu sagen; und pflegt man da zu erwidern, wer sein Glück nicht darin hat, hat’s in den Rosmarinen oder in den Bienen. Und in der That!