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herausgeholt. Selbst in einem nahen Hause, in welches der Knopf und Stücke des einen Thurmes fielen, ging doch trotz der dort angerichteten Beschädigung kein Menschenleben verloren. Zum Gedächtniß der wunderbaren Rettung aller dieser in großer Gefahr Schwebenden wurde an jedem Osterdienstag ein Bittgang angeordnet, welcher seit 1813 nicht mehr stattfindet[1]. Das Gotteshaus, eines der edelsten und bedeutendsten Werke aus der Gruppe der Hallenkirchen[2] ist im frühgermanischen Stile erbaut, dreischiffig, ohne Kreuzvorlagen und mit der reichen, bei größeren Cathedralen vorkommenden Chorbildung, indem eine erhöhte Verlängerung der Seitenschiffe mit einer Reihe von niederen Kapellen, welche letztere durch theilweises Hineinziehen der Strebepfeiler in’s Innere gebildet sind, den Chor umgibt. Zwei Gallerien mit Geländern von gothischem Maaßwerke krönen die Außenmauern, eine tiefere läuft über dem oben erwähnten Kapellenkranze hin, eine höhere über dem Schiffe; letztere setzt sich auch unter dem Giebeldreiecke der Westfaçade und, etwas erhöht, über dem Chorumgange fort. Treppenthürme mit Eingängen im Innern der Kirche, von denen nur der nördliche in seiner ganzen Höhe und mit den kleinen Fenstern im Tudorbogen nach außen vortritt, führen auf diese Gallerie hinauf.


  1. M. Grimm a. a. O. S. 344.
  2. Dr. W. Lübke, Gesch. der Architectur 1865. S. 55.