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Strandgut.

Vierundzwanzig Stunden lang schnauzte der Nordost in der Bucht herum.

Irgendwo in Nordrußland oder Sibirien hatte ihm irgendwas die Laune verdorben, und nun ließ er seine Wut hier aus.

Mit den Menschen machte er den Anfang. Er warf die Dampfer hin und her, daß die Fahrgäste erst die Gewalt über ihre Hüte und Mützen und dann über ihre Mägen verloren und sich vollkommen unpassend benahmen.

Darauf belästigte er die Sommerfrischler. Erst versuchten sie sich dadurch zu helfen, daß sie die Strandkörbe mit dem Rücken gegen die See drehten. Das nützte ihnen aber wenig, denn er trieb das Wasser derart in die Düne, daß sie kalte Füße bekamen und sich hinter die Sanddornbüsche oder in den Wald, wenn nicht gar hinter die Glashallen der Gasthäuser verzogen.

Nachdem es ihm auf die Weise gelungen war, den Strand menschenfrei zu fegen, sah er sich nach anderem Zeitvertreibe um. Es verdroß ihn, daß die Seenadeln und die Dorschbrut zwischen den Tangbüscheln und dem Meergrase nach wie vor vergnügt umherschwammen und sich ihres Lebens freuten, und es ärgerte ihn baß, daß die Granaten und die Flohkrebse und die Asseln so taten, als wenn es keinen Nordost gäbe, und so grölte er die Wellen so barbarisch an, daß sie kopfüber kopfunter über die Vordüne stolperten, am Strande auf den Rücken fielen, sich wieder in die Höhe krabbelten und dabei

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/95&oldid=- (Version vom 1.8.2018)