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Auf einmal ging es zurück, und jetzt ist es ein ganz bescheidenes Wasserpflänzchen geworden, das überall vorkommt, vor dem aber niemand mehr Angst hat, für das kein Mensch mehr Ausnahmegesetze und Sondermaßregeln fordert.

Dann die Vallisneria. Sieht aus wie Gras. Ihre weiblichen Blüten sitzen auf langen, fadendünnen, zusammengerollten Stielen auf dem Grunde des Flusses. Sind sie reif, so rollt sich die Spirale auf. Langt es dann noch nicht, dann wächst der Stiel, bis die Blüte die Oberfläche des Wassers erreicht. Dann hört es auf zu wachsen. Die männliche Blüte sitzt auch an den Wurzeln der Pflanze auf dem Grunde des Wassers, hat aber keinen Stiel.

Wenn nun die weibliche Blüte plötzlich die Tendenz nach oben bekommt, was tut dann die männliche? Bildet an ihrer Basis eine Abschnürungsfurche, reißt sich los und folgt ohne Stil und Stengel der weiblichen nach, das übrige Wind und Wellen überlassend.

Ist die weibliche Blüte abgeblüht, so zieht sich ihr Stiel erneut spiralig zusammen, bis die Blüte wieder auf dem Grunde des Flusses sitzt. Und da bleibt sie sitzen, bis ihre Früchte reif sind. Deutlicher kann das Himmelstrebende der Liebe nicht symbolisiert sein und deutlicher auch nicht das Erdgebürtige.

Und nun die Salvinie: zwei, vier oder sechs erbsengroße zarte, grüne, langbehaarte Blättchen, schwach und hinfällig.

Ja, Kuchen! Ein Sturm, der Eichen zersplittert und Tannen umwirft, ist ihr ganz gleichgültig. Packt er sie, duckt er sie, will er sie ertränken, sie gibt nach und sinkt unter. Da sich in ihren Blatthaaren die Luft fängt, so kommt sie gleich darauf wieder ganz munter in die Höhe.

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Anfangs war mein Aquarium ein Paradies. Damit die Algen die Glaswände nicht bedeckten, hatte ich ein Dutzend

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)