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werden. Noch nach Äonen wird mein Name hell leuchten als der des Entdeckers des einen einzigen geflügelten Kolbiaweibchens!

Als ich diese Entdeckung gemacht hatte, zog ich mich aus der Psocidologie zurück. Es war ein guter Abgang, einer mit bengalischer Beleuchtung und Fanfarenklängen. Ich tat wohl daran, denn auch alle übrigen Holzlausspezialisten taten dasselbe und wandten sich anderen Gruppen zu. Die Psociden boten zu viel Schwierigkeiten. Schon die Tatsache, daß die Gruppe auf drei oder mehr Wurzeln beruht, daß sie die schärfsten systematischen Gegensätze in sich vereinigt, genügte, um den Blick der Forscher zu verwirren. Stammen die Holz- und Bücherläuse von den Silberfischen, den Motten oder den Käfern ab? Oder ist es umgekehrt: haben sie die Tendenz, Käfer oder Motten oder Silberfische zu werden? Handelt es sich um eine Erscheinung der Konvergenz oder der Divergenz, um eine zentrifugale oder zentripetale Tendenz? Nix Genaues weiß man nicht. Die Psocidologie ist und bleibt eine okkulte Wissenschaft; man tappt im Dustern bei ihr. Denn es ist unergründlich für Menschensinne, das Geheimnis der Bücherlaus.

„Was halten Sie von dem Okkultismus?“ fragte mich der junge Bankier, der als Geschäftsmann von den Raubvögeln, als Privatmensch von den Apollofaltern abzustammen scheint, denn er ist ein ganz gefährlicher Kalijobber, schwärmt aber für tausend ätherische Ismen.

„Jawohl“, sprach ich, und er war zufrieden. Er meinte aber Trancezustände und ich Bücherläuse.

Schließlich ist das auch dasselbe.

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)