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Nach der zutreffenden Schilderung in der ,,Staatsbürger-Zeitung" waren an diesem Sonntag außer den üblichen Kirchgängern vom Lande noch eine Menge Landleute infolge der Aufhebung des Jahrmarkts am 7. Juni in Konitz zusammengeströmt, und als nach der Kirche die Organe der städtischen Polizei des Herrn Deditius in ungeschickter Weise vorgingen, brach ein zweiter Tumult aus. Am Abend desselben Tages kam dann ein ganzes Bataillon Infanterie an und richtete sich zum dauernden Aufenthalte ein.

Unbefangene Beobachter wollen bemerkt haben, daß inmitten der Volksmenge von Juden bezahlte Aufwiegler thätig waren, um den Tumult zu vergrößern. Die Juden allein haben ein Interesse an solchen Tumulten. Sie sind für sie das beste Mittel, die Aufmerksamkeit von dem Winterschen Morde selbst abzulenken und bei den höchsten Behörden unrichtige Vorstellungen über die Zustände in Konitz zu erregen. Mit der Thätigkeit des Militärs waren die Juden übrigens durchaus nicht zufrieden, weil die Soldaten nicht zwischen das Volk geschossen haben. Mit bekannter Unbefangenheit haben Juden derartiges ausgesprochen.

Unter den Tumultanten in Konitz befanden sich recht viele Frauen aus dem Volke, aus deren Aeußerungen zu entnehmen war, daß die instinktive Angst und Besorgnis um das Leben ihrer Kinder sie auf die Straßen und Plätze getrieben hatte. Das Volk fühlt es, daß die Kinder, die doch auch der Geringste lieb hat, nicht mehr vor dem Abschlachten sicher sind, wenn die Mörder des Gymnasiasten Winter straflos blieben. Dazu kommt, daß das Verhalten der Behörden mündlich ganz anders besprochen und kritisiert werden kann, als die Zeitungen es wagen dürfen. Ein jeder Zeuge erzählt, wie es ihm bei seiner Vernehmung ergangen ist; die Behandlung, die einzelne erlitten habe, pflanzt sich von Mund zu Mund fort; das Volk besitzt noch ein recht feines Gefühl dafür, ob seine Interessen bei einer Behörde die richtige Würdigung und Wahrnehmung findet. Man braucht durchaus nicht irgendeine antisemitische Agiation als Erklärung für die Tumulte heranzuziehen. Zur Erklärung genügt ganz allein die leicht mißzuverstehende Thätigkeit der Behörden bei Untersuchung des Winterschen Mordes, besonders diejenige der Herren Kommissare Wehn und Braun.

Als im Januar 1901 plötzlich die Kleider des Ermordeten an drei verschiedenen Stellen im Zeitraum von wenigen Tagen von den Mördern oder deren in Konitz wohnhaften Helfershelfern umhergestreut wurden, fragte sich jedermann nach Gründen und Ursache dieser offenbaren Verhöhnung der Behörden und der christlichen Bevölkerung.– Viele Leute in Konitz glauben nun, und auch wir neigen zu dieser Ansicht, daß die Hauptabsicht der Juden bei diesem Vorgehen war, neue Unruhen zu erregen, neue Tumulte anzuzetteln, um sich dann unter lautem Wehgeschrei an die höchsten Stellen zu wenden und um Schutz für die unschuldig verfolgten und bedrohten ,,Staatsbürger jüdischer Konfession" zu flehen. Das unaufhörliche Jammern über angebliche Verfolgungen und Unterdrückungen ist ja ein von Alters her beliebter Judenkniff, ebenso

Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Berlin: Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, 1901, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_p071.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)