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Der Brief lautet:

An
Herrn Winter
Prechlau.

Da jetzt das Verfahren gegen Hoffmann eingeleitet wird, so ersuchen wir Sie zu schweigen wir versichern Ihnen das der Mord nicht heraus kommen wird. Es kostet uns die Sache schon 200 000 Mk.

Wenn Sie von heute ab gerechneten mit Ihren Verdächtigungen gegen uns die wir so handeln mußten Schweigen so erhalten Sie auch noch 50.000 Mark. Wenn Sie schweigen wollen so haben Sie umgehend in [ den Geselligen*)[1] Graudenz die Worte == Schweige Winter == setzen zu lassen und 50.000 Mark gehen Ihnen innerhalb eines Monats zu und zwar aus verschiedenen Orten und verschiedenen Summen, damit es nicht auffällt. Seien sie entlich vernünftig es ist Ihr Vorteil. Wenn sie mit diesem Schreiben wider nach Konitz laufen so erfahren wir es gleich und Sie bekommen keinen Pfennig. Wir Juden haben [es gemacht, wir mußten es aber tun, das sei ihr Trost.

Der alte Lewy ließ sich kurz vor dem 11. März 1900 eine neue Fleischbank machen, die aber jetzt verschwunden ist; gleich nach dem Mordtage hat Lewy seinen Fleischklotz neu abhobeln lassen, trotzdem er zugeständlich fast gar nicht mehr schlachtet.

Am Vormittag des 13. März 1900, ehe noch der Rumpf des Winter im Mönchsee aufgefunden war, erzählte der jüdische Händler Aler Prinz in Gegenwart dreier Frauen, daß der Gymnasiast Winter im Keller des Adolph Lewy von auswärtigen Juden abgeschlachtet worden sei. Weiter erzählte Prinz:

Der jüdische Kantor aus Schlochau, Hamburger, hat dem Gymnasiasten Winter den Hals durchgeschnitten. Drei jüdische Kantoren haben den Gymnasiasten Winter ermordet, der hießige heißt Heymann, der Schlochauer Hamburger, der dritte war aus Elbing.

Die Ehefrau des Israelski, der unter dem Verdacht der Kopf- Verschleppung verhaftet war, sagte zu einem Gerichtsdiener: ,,Die russischen Juden sind fort, und mein Mann soll jetzt der Sündenbock sein!"

Der Kaufmann Semmel Rosenthal zu Kamin, einem Städtchen zwei Meilen von Konitz, sagte bald nach der Ermordung des Winter: ,,Komme ich nach Konitz, dann gebe ich alle Personen aus, welche beim Schächten des Winter dabei gewesen sind." Am folgenden Tage suchte Rosenthal sich zu erhängen, wurde aber abgeschnitten.

Der Synagogendiener Nossek zu Konitz sagte bald nach dem Auffinden des Kopfes zu einem anderen Juden auf dem Synagogen- Hofe: ,,Hätten sie nur den Kopf des Winter nicht so früh gefunden."

  1. Eine liberale Tageszeitung
Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Berlin: Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, 1901, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_p043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)