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Wie auf Seite 11 erwähnt, ist der rechte Arm des Ermordeten am 15. März auf dem Evangelischen Kirchhofe und der Kopf am 15. April auf der anderen Seite der Stadt an den Wiesen am Stadtwalde aufgefunden worden. Der jüdische Händler Israelski wurde gesehen: Am Morgen des 15. März etwa 6 1/4 Uhr, wie er mit einem Sacke, in dem ein länglicher Gegenstand nach Art eines Brotes sich befand, nach dem Evangelischen Kirchhofe zu ging, und um 6 3/4 Uhr, wie er von der Richtung des Kirchhofes herkam mit dem zusammengerollten leeren Sacke unter dem Arme.

Am Charfreitag, den 13. April, ist derselbe Israelski gesehen worden, wie er mit einem Sacke, in dem ein runder Gegenstand (wie etwa ein Kohlkopf) sich befand, in der Richtung nach dem Stadtwalde zuging, und wie er nach einiger Zeit darauf mit sehr beschmutzten Stiefeln und mit dem leeren Sacke unter dem Arme von dem Stadtwalde her zurückkam. Bekannt ist, daß Israelski wegen des letzteren Falles – Verschleppen des Kopfes – angeklagt, aber von der Strafkammer zu Konitz aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden ist. Unter den fünf Richtern befand sich auch der jüdische Landrichter Bohm.

In der Mordnacht vom 11. zum 12. März 1900 ist in dem Keller des Fleischer Adolph Lewyschen Hauses zwischen 10 bis 11 Uhr auch noch von anderen Personen, außer dem schon erwähnten Arbeiter Masloff, Licht gesehen worden. Die Mitglieder der Familie Lewy bestreiten das und behaupten, es sei damals kein Licht in ihrem Keller gewesen.

Im Anschlusse hieran sei erwähnt, daß Moritz Lewy auch seine Bekanntschaft und seinen Verkehr mit dem ermordeten Ernst Winter in Abrede stellt. Eine ganze Reihe von Zeugen haben gesehen und gehört – vergl. den Prozeß Lewy auf Seite 60 – ,wie Moritz Lewy mit dem Winter verkehrt und gesprochen hat.

Am 11. März 190 zwischen 7 und 8 Uhr abends ist aus der Mauergasse her, wo das Lewysche Hinterhaus sich befindet, der schreckliche Schrei eines Menschen gehört worden.

Am Abend des 11. März um 11 Uhr haben mehrere Personen einen eigentümlichen Geruch, wie von verbrannten Lumpen, in der Nähe der Synagoge wahrgenommen.

Zu derselben Zeit sahen die Personen in der Synagoge ein sich bewegendes Licht. Als ein Zeuge solches dem Kriminal- Kommisar Wehn mitteilte, sagt dieser Beamte: ,,Da sehen Sie wieder das alberne Vorurteil, das alberne Märchen, das uns die Untersuchung so sehr erschwert."

Dem Präparanden Speisiger bot ein Jude Geld für eine Aussage gegen den Fleischermeister Hoffmann. – Der unverehel. Rosine Simanowski versprachen andere Juden dafür Geld, wenn sie nichts darüber äußere, daß sie etwas von einem Verkehr zwischen Lewy und Winter wisse.

Dem Vater des Ermordeten ist von jüdischer Seite brieflich ein Schweigegeld angeboten worden, wenn er sich ruhig verhalten würde. Eine photographische Abbildung dieses Briefes nebst Adresse, dessen Handschrift auf einen angesehenen jüdischen Mann in Konitz hinweist, lassen wir umstehend folgen.

Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Berlin: Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, 1901, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_p041.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)