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wiederholten Ersuchen, er möge sich das Messer nur genau ansehen, das sei ein ganz besonderes Messer! Am Dienstag, den 13. März, zog Hamburger, ein sehr starker, robuster Mensch, von Schlochau fort; er soll sich jetzt in Eberswalde aufhalten.

Der Schächter Haller aus Tuchel ist mit dem Mittagszuge am 11. März von Tuchel nach Konitz gefahren. Anfänglich hat er das auch zugegeben. Jetzt bestreitet er diese Fahrt, die aber durch unverdächtige Zeugen unter Eid bewiesen worden ist.

Der Schächter Rosenbaum aus Czersk kam 11. März nach Konitz, der Schächter aus R. ebenfalls. Er hatte damals einen Vollbart, kehrte aber ohne Bart und mit blauem Fleck im Gesicht zurück.

Am 11. März 1900 nachmittags sagte der Aufkäufer H. auf einem Gute bei Konitz: ,,Ich muß noch heute schnell nach Konitz; bei Lewy ist heute Abend eine Festlichkeit".

Der Kaufmann L. zu Kulm war am Mordtage in Konitz und hatte bei seiner Rückkehr am Halse und am Genick eine erhebliche Kratzwunde; er trug einen Verband um den Kopf und hielt sich mehrere Tage verborgen, bis die Wunde einigermaßen abgeheilt war.

Auch der Schächter aus Elbing ist am Mordtage in Konitz gewesen.

Einige Tage vor dem 11. März entstiegen fünf Fremde, augenscheinlich ausländische Juden, in Konitz dem Mittagszuge. Sie wurden von dem Synagogendiener Nosseck auf dem Bahnhof empfangen und zu Kaufmann Lewinksi gefahren, der auch das Fahrgeld für den Hotel- Omnibus bezahlte.

Am 10. oder 11. März sind nachweislich über zehn ausländische Juden, denen man ihren Stand als Kultusbeamte ansehen konnte, vor und in der Hausthür des jüdischen Einwohners Leß in Konitz bemerkt worden.

Der jetzt verschwundene und angeblich nach Amerika ausgewanderte Schächter Heimann suchte in der Mordnacht erst um zwölf Uhr seine Wohnung auf und zeigte am folgenden Morgen ein sehr ängstliches Benehmen; sein Rock war an der inneren Tasche zerissen.

Am Montag, den 12. März, ist gesehen worden, wie der Konitzer Rabbiner Kellermann – der jetzt von der Synagogen- Gemeinde zu Berlin angestellt ist! – und dieser Schächter, beide mit Cylinder- Hüten auf dem Kopfe in der Stube des Rabbiners einen aus braunem Papier gewickelten Gegenstand, der ein Stück Fleisch (Leber?) zu sein schien, besichtigten, darin mit einem Messer Einschnitte machten und mit dem Mikroskope Untersuchungen daran vornahmen. Es muß das eine Kultushandlung gewesen sein, weil der Schächter sonst schwerlich in der Stube seines Vorgesetzten den Cylinderhut aufbehalten haben würde. Zu bemerken ist hierbei,daß das Fleisch von geschächtetem Vieh stets in dem städtischen Schlachthause auf seine Gesundheit untersucht wird und niemals in der Behausung des Rabbiners.

Ferner hat am Sonnabend, den 17. März, eine Schneiderin K. aus einem Gespräche zweier Juden, von denen die Zeugin einen als den Rabbiner Kellermann erkannt haben will, die Sätze

Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Berlin: Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, 1901, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_p036.png&oldid=- (Version vom 4.10.2020)