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jede Minute den Aufenthalt Herrn Hoffmanns in den fraglichen Stunden nach. Herr Braun kannte diese Akten. Aber die Juden behaupteten, daß Hoffmann zwischen sieben und acht Uhr abends den Winter mit einem Messer erstochen habe, und diese beweislose Behauptung galt mehr als die Aussagen einer ganzen Anzahl von unbescholtenen christlichen Zeugen.

Kein Wunder, daß man in Konitz überall hört, die Christen in Preußen würden nur noch als Staatsbürger zweiter Klasse angesehen! Welche Intriguen außerdem hinter den Kulissen gespielt haben, um das Vorgehen gegen die Familie Hoffmann in Gang zu bringen, das wird vollständig wohl nie ans Tageslicht kommen. Bekannt ist bisher aber geworden, daß Herr Polizei-Inspektor Braun mit einem Agenten der Juden, Namens Rauch, in Konitz in Beziehungen gestanden, und daß Rauch wieder derjenige ist, der die durch die Zeitungen bekannte Darm- und Dung-Affaire gegen Hoffmann ins Werk setzte:

Herr Hoffmann sagt darüber in seiner Schrift:

,,Seit mehreren Jahren schon hatte ich mit dem jüdischen Kaufmann und Ackerbesitzer Isidor Fleischer das Abkommen getroffen, daß derselbe in jedem Monat den Inhalt meiner Dunggrube auf sein Feld fahren durfte, wogegen er Stroh für mein Pferd lieferte. Nachdem meine Dunggrube bei der Haussuchung am 14. März im Beisein des Herrn Staatsanwalts und mehrerer Beamten einer eingehenden Untersuchung unterzogen und nichts Verdächtiges darin vorgefunden worden war, hat der Isidor Fleischer etwa Anfang April die Dunggrube ganz geleert und ihren Inhalt auf sein Feld gefahren. Schon dieser Umstand, in Verbindung mit der vorangegangenen amtlichen Unterschung, beweißt, daß in meiner Dunggrube sich nicht das geringste auf den Winterschen Mord bezügliche befunden haben kann. Den Juden schien aber meine Dungverbindung mit Isidor Fleischer ein passendes Mittel zu sein, um einen besonderen Trick gegen mich ins Werk zu setzen. Als Fleischer nämlich Ende Mai den Inhalt der Dunggrube wieder in der Nacht auf sein eine halbe Meile von der Stadt liegendes Feld fuhr, da hatten die Juden die beste Gelegenheit, in den Dungwagen einen Darm und sonstige Sachen nach Belieben hineinzuwerfen."

Nach der Veröffentlichung der Hoffmannschen Verteidigungsschrift hat sich herausgestellt, daß Juden einen Schweinedarm, eingewickelt in ähnliches Papier wie das, worin der Wintersche Rumpf gefunden wurde, in einen Dungwagen hineingeworfen haben. Der mit Herrn Braun in Verbindung stehende Judenagent Rauch hat mit dem Berliner Kriminalschutzmann Beyer den Dung auf dem Acker des Juden Fleischer durchsucht und darin den eingewickelten Darm gefunden. Daraus ergab sich dann eine unmittelbare Handhabe zu dem Vorgehen gegen Herrn Hoffmann. Die Intrigue war nicht schlecht eingeleitet. Wie es kam, daß sie mißlang, geht aus der Hoffmannschen Verteidigungsschrift hervor, der wir folgendes entnehmen:

Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Berlin: Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, 1901, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_p026.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)