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und seine Tochter Anna sehr bald zum Geständnisse des Mordes bringen, und jetzt beginnt das Verfahren gegen die Familie Hoffmann, das in ganz Deutschland das größte Aufsehen erregt und die größte Empörung hervorgerufen hat. In seiner Verteidungungsschrift, *)[1] die eine Verbreitung von vielen Tausenden von Exemplaren gefunden hat, schildert Herr Hoffmann eingehend die Art und Weise, wie Juden und deren Helfer ihn durch eine künstliche Agitation zum Mörder an dem Ober-Tertianer Winter stempeln wollten. (Vergl. Seite 24 und folgende.)

Herr Fleischermeister Hoffmann ist ein angesehener Mann in Konitz, Hausbesitzer, Stadtverordneter und Obermeister der Fleischer-Innung. Jeder christliche Konitzer sagte sich: Es ist geradezu ausgeschlossen, daß Hoffmann mit dem Morde an Winter etwas zu thun gehabt haben soll. Er ist aber Fleischermeister, und die Zerstückelung des Winterschen Körpers kann nur durch einen Arzt, Schächter oder Fleischer geschehen sein. Deshalb hatten die Juden, die emsig bemüht waren, die Spuren des Verbrechens zu verwischen, gleich darauf Bedacht genommen, den Fleischermeister Hoffmann in den Verdacht des Mordes zu bringen. Sofort nach Auffindung des Rumpfes im Mönchsee wurde in der ganzen Stadt und namentlich bei den Behörden verbreitet: ,,Das hat Hoffmann mit seinen Gesellen gethan."

Dieses Gerücht hatte zur Folge, daß schon am Mittwoch, den 14. März, von seiten der Staatsanwaltschaft in den Hoffmannschen Räumen eine sehr eingehende Haussuchung vorgenommen wurde, wobei auch die Dunggrube, die später eine besondere Wichtigkeit erlangte, einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen ward. Man fand aber nichts, und obendrein wies Herr Hoffmann bei seiner Vernehmung nach, wo er den ganzen Tag des 11. März bis zum Schlafengehen sich aufgehalten, und mit welchen Personen er den Tag über zusammen gewesen war.

Die Behörden überzeugten sich damals, daß Herr Hoffmann dem Morde ganz fern stehe, und er wurde nicht weiter behelligt - bis Herr Braun auf der Bildfläche erschien. Seine Anklage war ein unhaltbares Gebilde; sie wiederholte auch nur lediglich das, was die Juden schon lange vorher gegen die Familie Hoffmann ausgesonnen und verbreitet hatten: Fräulein Anna Hoffmann habe sich mehrmals vor der väterlichen Hausthür auf der offenen Straße (das Hoffmannsche Haus liegt im belebtesten Teile der Stadt, wo ein fortwährender Verkehr von Menschen stattfindet) mit dem Tertianer Winter unterhalten, Winter habe sie auch auf der Straße gegrüßt. Aus diesen an sich richtigen, aber harmlosen Thatsachen wurde das Bestehen eines intimen Verhältnisses zwischen den jungen Leuten gemacht.

Der Leser erinnere sich dabei des schon erwähnten Umstandes, daß Fräulein Hoffmann zur Zeit des Mordes erst vierzehn Lebensjahres zählte.

Die Juden und mit ihnen Herr Braun behaupteten weiter,

  1. Bereits in sechster (50. bis 60. Tausend) Auflage erschienen und zum Preise von 1,50 M. für das Hundert zu beziehen durch die Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, Berlin NW 52.
Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Berlin: Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, 1901, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_p022.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)