und ausdauernd, und alle Anstrengungen wurden von ihr überraschend leicht ertragen.
Nach einem dreistündigen Marsche erreichten sie nachmittags die Schutzhütte, und da Lea nun einmal absolut einen Sonnenaufgang im Gebirge sehen wollte, beschlossen sie, in der Hütte zu übernachten.
Das Schutzhaus befand sich in guter Lage etwa eine halbe Stunde unterhalb des Gipfels vom Herzogstand, und kaum hatten sie sich ein wenig ausgeruht und eine Erfrischung eingenommen, da drängte Lea ihren Mann, mit ihr den Gipfel zu ersteigen.
Noch kurze Zeit anstrengenden Kletterns, und der jungen Frau, welche noch nie auf solcher Höhe gestanden, bot sich ein überwältigender Anblick.
Weit, weit, bis in die blaue Ferne reichte ihr Auge, und es schien ihr fast unbegreiflich, wie weit sie sehen konnte!
Wie? diese kleinen Teiche, die da so flach, so winzig aussahen und anscheinend so nahe vor ihr lagen, diese kleinen Teiche waren die von ihr so bewunderten Seeen?
Ein ganz sonderbares Gefühl überkam sie.
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/82&oldid=- (Version vom 10.11.2016)