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so dass sein Herz noch ganz rein und unberührt war.

Und das Weib segnete das Zeichen und dankte Gott dafür, dass er es dem Manne gegeben, denn ohne dasselbe hätte er sich vielleicht nicht so rein erhalten können, und wäre der grossen Liebe nicht mehr fähig gewesen.

Sie liebte darum das Zeichen, – und der Mann hasste es.

Er hasste es, weil er glaubte, dass es ihn entstelle und hässlich mache, und sie liebte es, weil sie fand, dass seine Seele dadurch schön geblieben und ihn auszeichne vor allen anderen Menschen.

Aber er konnte es nicht begreifen, dass sie solch absonderlichen Geschmack besass, und quälte sie darum mit Misstrauen, das sie doch nicht verdiente, denn sie hatte ihm gesagt, dass sie seine Seele, aber auch seinen Körper liebe, und sie hatte nicht gelogen.

Um ihn aber von seinem Zweifel zu befreien, und ihn von ihrer Liebe zu überzeugen, wollte sie folgendes thun:

Sie sagte zu ihm: Es genügt mir, wenn Du, Du ganz allein mich liebst, und weil ich nicht an Deiner Liebe zweifle, so werde ich mein Gesicht dem Deinen gleich machen, damit ich nichts mehr vor

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Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/75&oldid=- (Version vom 10.11.2016)