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Wenn – wenn sie schon bereute?

Ein wahnsinniges Angstgefühl schnürte ihm die Kehle zu, und seine Augen wurden unbewusst zum Verräter seines Gefühls.

Lea hatte die Veränderung in seinem Antlitz wohl bemerkt, wenn auch nicht ganz verstanden. Sie glaubte ihn verletzt, weil sie seine Liebkosungen abgelehnt ... darum trat sie zu ihm hin und küsste ihn, und die ganze Liebe ihres Herzens legte sie in diesen Kuss.

Er sah in ihre Augen, und der Zweifel, der in ihm grossgezogen und die langen Jahre hindurch genährt war, verschwand vor ihrem Blick.

Beim Souper wurde Lea etwas lebhafter. Sie verlangte Sekt und trank viel und hastig davon. Ludwig folgte ihrem Beispiele und liess seiner nun wieder fröhlichen Laune die Zügel schiessen. Er bemerkte nicht, dass Leas Ausgelassenheit etwas Forciertes hatte, er freute sich, wenn er sie lächeln sah.

Lange sassen sie beisammen, dann ergriff Ludwig seine Geige, und die wechselvollen Phantasien seines weichen Herzens schwebten durch den Raum und zauberten Lea die Gestalten seiner Träume vor.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/68&oldid=- (Version vom 10.11.2016)