Seite:Liebe (Hennie Raché).djvu/67

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zum Küssen und Liebkosen. Aber Lea wurde immer stiller. Sie erwiderte Ludwigs leidenschaftliche Liebkosungen nur noch schwach und sprach fast gar nicht mehr.

Eine starke, innere Bewegung hatte sich ihrer bemächtigt, ein Gefühl, dessen sich auch das starkgeistigste Weib nicht zu erwehren vermag, wenn es vor jenem grossen Abschnitt seines Lebens steht.

Zum Weibe erwachen!

Vor dem Unbekannten haben wir stets eine gewisse Furcht, – ein zages Zittern, – mag es uns nun Gutes oder Böses bringen.

Ludwig beobachtete sie heimlich.

Was war mit ihr?

Warum sagte sie ihm nicht, was sie bewegte?

Durfte er nicht an allen Regungen ihrer Seele teilnehmen, hatte er nicht ein heiliges Recht, das Recht der Liebe darauf?

Er ergriff ihre Hand und legte seinen Arm um ihre Schulter, aber sie entzog sich ihm sanft, und ein wenig verletzt gab er seine Bemühungen auf, und grübelte über die Ursache ihrer veränderten Stimmung nach.

Plötzlich gab es ihm einen Ruck.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/67&oldid=- (Version vom 10.11.2016)