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Hand, – da sahen sich die beiden an. Stumm fielen sie sich in die Arme, und in dieser wortlosen Umarmung lag alles ausgedrückt, was ihnen kein Priester in einer noch so langen Predigt hätte ans Herz legen können.

Ludwig hob Leas leichte Gestalt auf und trug sie hinein, unbekümmert um Frau Doris’ erstauntes Gesicht, die würdevoll zum Empfange des jungen Paares bereit stand.

„So will ich Dich auf Händen tragen, Du mein Weib, mein geliebtes Weib,“ jubelte er, „so will ich Dir danken für das Glück, das Du mir schenkst! Lea! Lea!!“

„Nicht danken und nichts versprechen,“ bat Lea sanft. „Ich verspreche Dir auch nichts! Wieviel gute Vorsätze werden wohl am Tage der Hochzeit gefasst, und ach wie bald gebrochen! Nein, nichts versprechen!“

Der Nachmittag verlief unter Scherzen und Anordnungen. Beide wurden nicht müde, immer wieder zu verrücken, umzustellen und von neuem zu arrangieren.

Der kurze Februarnachmittag neigte sich seinem Ende zu, und über der Alster stiegen weisse Abendnebel auf.

Es war so traulich und dämmerig in dem grossen Gemach, eine Stunde, wie geschaffen

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/66&oldid=- (Version vom 10.11.2016)