machen wir’s!“ lachte Lea, – verloben, und dann heiraten, – ganz genau, wie andere Leute auch, die vielleicht nicht einmal wissen, was Liebe ist! Tante, nun darfst Du uns ganz programmmässig Glück wünschen, wir haben uns verlobt!“
Frau Maroldt wischte sich verstohlen die Lippen und drückte Lea einen Kuss auf den Mund, den diese resigniert hinnahm. In ihrem Tantengefühl wollte sie sogar Ludwig küssen, aber dieser kam ihr zuvor und küsste ihr respektvoll die Hand.
Ludwig überraschte Lea mit der wundervollen Copie eines modernen Gemäldes, von dem sie mit Begeisterung gesprochen hatte ... sie schenkte ihm, in der That ein fürstliches Geschenk, eine alte italienische Geige, – denn er hatte einmal geäussert, dass der Klang seines Instrumentes ihn nicht befriedige.
Sonderbarerweise hatte Lea ihn noch nie spielen hören.
Sie bat ihn jetzt darum, und der weiche Ton der prachtvollen Geige, das wunderbare Spiel ergriff sie so, dass ihr, ohne dass sie es wusste, Thränen in die Augen traten.
Aber die Tante hatte es bemerkt.
„Mein Gott, Nora weint,“ rief sie aus, als Ludwig sein Spiel beendet hatte,
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/59&oldid=- (Version vom 10.11.2016)