Also, wie sollte ich mit Ihnen Mitleid haben?“
„Aber warum – – –?“
„Warum ich dann zu Ihnen kam, und die unverzeihlichsten Dinge thue? – Nun ... vielleicht aus Egoismus!“
„Aus Egoismus? Das begreife ich nicht!“
„Ei, das ist auch nicht nötig. Denken Sie nur nicht darüber nach!“
„Doch werde ich darüber nachdenken!“
„Und zu keinem Resultat kommen!“
„Werden Sie mir denn eines Tages sagen, was Sie damit gemeint haben?“
„Vielleicht. Wahrscheinlich sogar!“
„O, dann bin ich zufrieden! Thun Sie immer, was Sie thun wollen und müssen. Bis jetzt war ich glücklich dadurch!“
Sie erwiderte nichts mehr, sondern ergriff ihr Glas und trank es leer, indem sie ihn dabei ansah. Ihre Augen schimmerten rätselhaft.
Er folgte ihrem Beispiele, erhob sein Glas gegen das ihre und leerte es mit einem Zuge. Dann stand er auf, brachte Cigaretten und bot ihr davon an.
Sie nahm und zündete sich eine an.
Beide redeten nicht mehr ... sie
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/45&oldid=- (Version vom 24.10.2016)