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alte Frau selber, denn es ärgerte sie, dass Lea so gesund und abgehärtet war.

Das grosse und helle Badezimmer war geheizt und elegant eingerichtet. Lea liess das eiskalte Wasser in die Marmorwanne laufen und blieb währenddessen sinnend vor dem grossen Wandspiegel stehen. Langsam liess sie den Schlafrock herabgleiten und ihr Spiegelbild leuchtete ihr weiss und zart entgegen.

Sie zog den Pfeil aus dem Haar und schüttelte es, so dass es sie lang umwallte ... und dann betrachtete sie sich aufmerksam und prüfend.

„Ich bin schön!“ flüsterte sie leise und ihre Hand glitt liebkosend über ihre Brust und die vollen Arme.

Sie wandte den Kopf und drückte einen Kuss auf ihre zarte Schulter.

„Narziss!“ rief sie lächelnd aus, – ich verliebe mich in mich selber ... aber ich werde nicht zur Strafe in eine Blume verwandelt!“

Sie setzte sich auf den Rand des Marmorbeckens und nickte ihrem Spiegelbilde zu.

„Ja, Lea, du bist schön! Nur schade, dass niemand deine Schönheit sieht! Niemand!“ und sie sah traurig aus und fing an zu träumen.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/37&oldid=- (Version vom 24.10.2016)