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Oder war sie gar nicht schön, – war es nur der Ausdruck des fein geschnittenen Antlitzes, der ihm so überaus fesselnd vorkam?

Seine Augen saugten sich förmlich auf ihrem Gesicht fest, sie bohrten sich in die Kleidung, und er sah den weissen Busen schimmern unter dem durchbrochenen, leichten Stoff ihres Gewandes, – – Ludwig fühlte, wie ihm das Blut in die Schläfen stieg und eine Erregung bemächtigte sich seiner, die ihm fast körperliche Schmerzen verursachte.

In diesem Augenblick trafen sich ihre Augen – ununterbrochen starrten sie sich einige Sekunden an, – dann wandte sich das junge Mädchen langsam wieder den übrigen zu.

Ludwig sank zurück.

Er atmete tief auf und strich sich mit der Hand über die Stirn.

Wieder überkam ihn der traumhafte Zustand, in den er manchmal verfiel und der ihn ganz teilnamlos gegen seine Umgebung machte.

Seltsame Bilder stiegen vor ihm auf.

Seine Phantasie führte ihn zurück in sein Heim, aber er war nicht mehr allein ..., an seiner Seite stand ein Wesen, ein junges, schönes Weib – – sein Weib.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/15&oldid=- (Version vom 24.10.2016)