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Und die leise, plötzlich aufgestiegene Hoffnung schwand und die fürchterliche Angst erschien wieder.

Da riss er das Couvert auf, und seine zitternden Hände entfalteten den Bogen.

Und er las:

Ludwig!
Du willst einen Beweis meiner Liebe, – ich gebe ihn Dir jetzt.
Deine Zweifel hätten mich allmählich in eine stumpfe Gleichgiltigkeit verfallen lassen, – aber das durfte nicht sein, – denn Gleichgiltigkeit ist das Grab jedes Gefühls, auch der Liebe. Ehe ich aber will, dass meine Liebe getötet wird, sterbe ich lieber. Meine Liebe gilt mir höher als mein Leben!
Noch glühender als Du selbst wünschte ich mir ein Kind, ein Kind von dem Manne, der mir mehr war, als alles sonst auf der Welt, und es hat mich sehr unglücklich gemacht, dass unser Wunsch sich nicht erfüllte. Einen Arzt wollte ich nicht befragen, weil in meinem Herzen doch noch immer eine kleine, kleine Hoffnung lebte, und vielleicht wäre alsdann mir auch noch diese geraubt. Den Gedanken ertrug ich nicht. Darum meine Weigerung.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/121&oldid=- (Version vom 10.11.2016)