Warum ging sie nie darauf ein, wenn er von seinem Wunsche sprach? Warum vermied sie so ängstlich jedes Gespräch, welches darauf hinzielte? Warum sprach sie nie mit ihm darüber, wo sie doch wissen musste, wie glücklich ihn der Gedanke daran machte?
Was war mit ihr?
Auf all diese Fragen wusste er keine Antwort .. und Leas Wesen wurde ihm immer rätselhafter.
Was war es, das sie so traurig machte?
Sie sollte doch wissen, dass selbst, wenn sein Wunsch sich nicht erfüllte, seine Liebe zu ihr die gleiche bliebe ...‚ warum also war sie so scheu und zurückhaltend, mit einem Blick, als hätte sie eine Schuld auf sich geladen? ....
Plötzlich stiess er einen lauten Schrei aus und schlug sich mit der Faust vor die Stirn.
Das konnte es sein, – allmächtiger Gott, ja! O, dass er daran auch nie gedacht hatte!
Warum sollte Lea, diese kluge, einsichtsvolle Frau nicht auch dieselben Befürchtungen gehegt haben wie er selber?
Natürlich! natürlich, auch sie fürchtete, das Mal in seinem Gesichte könne
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/109&oldid=- (Version vom 10.11.2016)