Seite:Liebe (Hennie Raché).djvu/105

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sie überboten sich gegenseitig an Rücksichtnahme und Zuvorkommenheit, sie waren höflich bis zur Grausamkeit, – aber kein Wort von dem kam über ihre Lippen, was sie am meisten bewegte ... und ihre Herzen sehnten sich doch so danach, sich aussprechen zu dürfen.

Aber sie schoben es von Tag zu Tag auf und machten es sich dadurch immer schwerer und unmöglicher.

Sie liebten sich vielleicht mehr denn je, weil sie sich nacheinander sehnten, aber sie sagten es sich nicht, wie sie es sonst wohl gethan, und schleppten ihre Verstimmung weiter.

Inzwischen hoffte Lea brennend, dass sich ihr Wunsch erfüllen und ein Kind das Band zwischen sich und ihrem Gatten wieder festigen möge.

Und ohne, dass sie es ahnte, wünschte Ludwig dasselbe, – vielleicht noch glühender als Lea.

Für ihn hatte der Gedanke an ein Kind etwas Berauschendes.

Ein Kind, etwas Unmittelbares, Fleisch und Blut von dem Weibe, das er so über alles liebte! Das vielleicht ihre Züge trüge, oder – oder die seinen.

Die seinen! Plötzlich wurde es in seiner

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/105&oldid=- (Version vom 10.11.2016)