erfüllte, diese grosse, intensive Liebe, vernichtete sie, denn sie war zu mächtig für Menschenherzen.
Diese beiden Menschen, die nie vorher jemand geliebt, und die so grosse und kraftvolle Herzen hatten, krankten an dem Uebermass dieser unverschwendeten Liebe.
Ja, aber ein Kind, ein Kind würde dieses Zuviel in sich aufnehmen ...
Ende August kehrten sie nach Hamburg zurück, und ruhig, wie vor ihrer Reise flossen ihre Tage dahin.
Ein gewisser Druck lastete auf ihnen, eine stille unausgesprochene Trauer, – es war ihnen, als hätten sie in jenem kleinen bayerischen Dorfe ihr Glück gelassen.
Schon auf der Rückfahrt hatte sich ihrer diese Stimmung bemächtigt, aber keiner gestand es dem andern ein, und dadurch fühlten sie sich nur noch mehr bedrückt, denn jeder las denselben Gedanken in des andern Seele.
„Er sagt mir nicht, was er fühlt ..“ dachte Lea, – und „sie vertraut mir nicht ..“ dachte Ludwig.
Dadurch kam etwas Scheues in ihren Verkehr.
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/104&oldid=- (Version vom 10.11.2016)