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allzugroßen Einfachheit ihrer Toilette gemacht hat. „A mon âge on ne s’habille plus, on se couvre.“ Oder jener bezaubernd schöne Ausspruch eines Marseiller Malers: „Quand on a mangé de l’ail (Knoblauch), il ne faut parler qu’à la troisième personne.“

Ich sprach vorhin von den vielen alten Bekannten, die man in diesen Anekdotensammlungen antrifft: „Der rechte Barbier“ von Chamisso, der ja auch bei Hebel dem cholerischen Kunden um ein Barthaar den Hals abgeschnitten hätte, ist da, und es gibt nicht nur Volkswitze, die durch alle Literaturen wandern, sondern sogar eine scheinbar sprachlich so begrenzte Geschichte, wie die von der telephonierenden Dame, die das Wort Fackel buchstabiert: „F wie Fioline, A wie Ankpir, C wie zum Beispiel …“ selbst zu dieser Geschichte finden wir die französische Analogie. Es handelt sich um das Hôtel de l’Ourcq. „Was für ein Hôtel?“ – „L’Ourcq! L’Ourcq!


 O comme Auguste
 U comme Ugène (Eugen)
 R comme Ernest
 C comme Serge
et Q comme toi
.“

Nun ist ja der französische Witz für die ganze Welt stofflich abgestempelt, und hier muß ich zu meinem großen Bedauern etwas bremsen, denn in dem Augenblick, wo man diese gewagten Scherze übersetzt, vergröbern sie sich meist unerträglich. Eine kleine Geschichte aber habe ich gefunden, die ist auf Deutsch möglich. Frida, geh mal so lange raus!

Große Hochzeit in der Madeleine zu Paris. Vor der Kirchentür die übliche Schar der Gaffer: Midinettes, kleine Angestellte, Straßenjungen, Neugierige aller Art. Der Hochzeitszug! Er: sehr feierlich, ernst, in bestem, allerbestem, aber

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Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)