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Die Erstlinge zu opfern am Altare;
Wie lieblich ist das erste Grün der Blätter,
Der erste Duft und Sang im Frühlingswetter!
Wie wonnevoll zur See am fernen Rand
Der erste Blick auf das ersehnte Land!
Am hellsten blühn des Ruhmes erste Kränze,
Am süßesten berauscht der erste Kuß;
Wenn jenseits noch ein Himmel ist, so muß
Auch er am schönsten seyn an seiner Grenze
Drum war der Liebe Süßestes zu nennen
Der erste Anhauch neuer Leidenschaft;
Die Wehmuth, daß sich alte Zauber trennen,
Erhöht des neuen Glückes Reiz und Kraft.
O daß versiegen muß der reichste Bronnen!
O könnten sterben wir in jeder Lust,
Und neu geboren, mit verjüngter Brust,
Entgegenstürzen immer neuen Wonnen!
(Zu Don Pedro.)
Wollt Ihr die Schrift vertreten und erfüllen?

Don Pedro.
Auf Ritterwort! um der Verlassnen willen.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/96&oldid=- (Version vom 23.4.2023)