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Er thut als sollt’ er bleiben im Duelle,
Und doch erliegt sein Feind auf alle Fälle,
Seh’ seine stolzen Aeuglein schon geschlossen.
Wer schlagen will Don Juan, den großen Fechter,
Das muß ein Andrer seyn als so ein schlechter
Und ungereimter Gegner de Ulloa,
Söhnlein des Don Gonzalo de Ulloa,
Als so ein Unbart mit weißsammtnem Kinne,
Mit Pfaffenwitz und Beinen einer Spinne,
Mit einer Stimm’, als ob Cicaden sängen,
So stangendürr gestreckt und galgenschlank,
Daß Unsereins, wär’s eben leberkrank
Und desperat, sich könnt’ an ihm erhängen.

Don Juan
(das Verzeichniß lesend, für sich).
Erinnerungen, einst geliebte Damen!
Bis auf die letzte Blüthe abgedorrt,
Einst Himmelsklang, was nun ein schales Wort;
Wie schnell die Dinge welken und die Namen!
Erinnerung läßt mich noch einmal wandern
Von einer dieser Holden hin zur andern. –
Sinnvoller Brauch, den Göttern alle Jahre

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Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/95&oldid=- (Version vom 23.4.2023)