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Nur umschweift nach verliebten Abenteuern,
Des Walds glücksel’ger Lump bei Tag und Nacht!
Ich tauschte lieber mit dem Hirsch die Stelle,
Als mit dem Klosterbruder in der Zelle.
Was aber frommt die beste Wissenschaft?
Verrathen hat mich meine eigne Kraft,
Das Feuer meines Blutes ist verlodert,
Ich fühle mich schon gleichsam angemodert.

Marcello.
Was liegt daran? ward eine Freude matt,
Blüht eine andre auf an ihrer statt.

Don Juan.
Ja! andre Freuden gibt es, kahle, fahle,
Verkrochnes, neckend zwergisches Gelichter,
Im Schacht der Brust beim Schein der Grubenlichter
Den Schatz aufbeutend statt im Sonnenstrahle.
Mir aber schien die Liebe nur kein Thor;
Die Selbstvertiefung wollte nie behagen,
Statt in mich selbst zu graben, zog ich vor
Keck in die Welt ein derbes Loch zu schlagen.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/84&oldid=- (Version vom 23.4.2023)