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Und sein Gedächtniß mögen wir bewahren,
Doch wechseln muß im Leben die Gestalt.
Leb’ wohl und denke meiner ohne Groll,
Weil doch auf Erden nichts bestehen soll.

Maria.
Du armer Mann, trag’ deine Blöße fort!
Als einen Bettler sieht mein Herz dich scheiden,
Das reicher ist in allen seinen Leiden,
Als du mit deinem schlechten, falschen Wort.
Dein Lieben hätte ewigen Gehalt,
Und kann verkümmern doch so schnöd, so bald?
O lüge nicht, in deiner Liebe war
Nichts Ewiges, nichts Menschliches sogar!
Verzweiflungsvolle Scham brennt mir die Wangen,
Daß ich dich Thierischen einst konnt’ umfangen!

Don Juan.
Seh’ ich, daß du beginnst mich herb zu hassen,
So kann ich ohne Bangen dich verlassen.
Den Haß des Weibes trag’ ich ohne Noth,
Den schlimmsten auch, wenn er auf Rache lauert,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/64&oldid=- (Version vom 23.4.2023)