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Mit schwerem Kampf das Leben bricht,
Der Baum, der Busch, so todesmatt,

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Hält seufzend fest am letzten Blatt;

Wie gut der Tod, sie glauben’s nicht.

2.

Was klingelt zum Gebüsch heraus?
Ein Knabe vor das Glöcklein schwingt,
Das Sacrament ein Priester bringt

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Wohl dort in jenes Köhlerhaus.


Ei! seltsam ist des Manns Geleit,
Voran ihm schellt der Ministrant,
Die Glock’ am Hals, kommt nachgerannt
Ihm eine Geiß, die mäckernd schreit.

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Was will die Geiß vom Priester nur?

Sie schreit ihn spöttisch kläglich an,
Als riefe sie: gib, frommer Mann,
Die letzte Oelung der Natur!




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Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/148&oldid=- (Version vom 22.4.2023)