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Du hast für mich dein treues Blut verspritzet;
Doch fordre nicht dafür mein Kind, mein Blut;
Nicht Blut um Blut verwettet man dem König,
Wenn man nicht selbst von fürstlichem Geschlecht.

Kurt.
Ein stolzer König, doch ein guter Vater;
Er hielt sie weich und gütig wie sein Auge.

Albrecht.
Hat er sein Auge je von sich gestoßen?
Mich dünkt, dich schläfert, dein Gedächtniß auch,
Das helle Mondlicht bleicht dir die Erinn’rung.
So hast du denn vergessen, wie sie weinend
Zu seinen Füßen sank in jener Stunde?
Wie er sie von sich stieß und wüthend rief:
Kein Wort davon! pfui! pfui! du riechst vom Knecht!
Mach’ deine Mutter nicht im Grab verdächtig.
Wie gerne hätt’ ich ihm den Kopf gespalten!
Doch weinend flehte Helena: verzeih!
Dein Zorn vernichtet unser letztes Hoffen. –
Und wenn er auch der beste Vater wäre,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/104&oldid=- (Version vom 22.4.2023)