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In allen Ländern, wo die Litteratur noch nicht zur Allherrschaft gelangt ist, blüht das Volkslied noch aufs beste und die Volkssänger sind noch dieselben geblieben, die sie in längst vergangenen Jahrhunderten waren. In Deutschland sind sie seit lange verschwunden, denn Dank der allgemeinen Bildung nimmt bei uns auch das niedere Volk am Genusse der Litteraturprodukte teil. Anders ist es in den Ländern Südeuropas, wo das Volk zum grössten Teile weder schreiben noch lesen kann. Dort, wie in Italien, in Serbien u. s. w. hat der Volkssänger seine Bedeutung noch nicht verloren und er ist der einzige Dichter, den das Volk versteht und als sein eigen betrachtet, während die Lieder der litterarischen Sänger entweder gar nicht zu ihm dringen oder ihm

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)