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Ach, möchte ich ein Vöglein sein,
Ich flöge leise zu dir hin
Und koste mit dem Schnäbelein
Dir zärtlich Wange, Mund und Kinn.

Ach, möchte ich ein Traumbild sein,
Ich käme in der Nacht zu dir,
Schlich, wenn du schläfst, bei dir mich ein,
Und nähm’ des Herzens Ruhe dir.

Ach, sag’, was hab ich dir gethan,
Womit verdient’ ich solches Weh,
Das nimmer ich verschmerzen kann,
Von dem ich noch kein Ende seh.

Ein Engel warst du, der entschwebt,
Ein schnell vergangner süsser Traum,
Ach, kurz hat mir dein Herz gelebt,
So kurz wie eine Blume kaum.


3.

Frühling.


Wie wehst du doch einher so mild,
O Morgenlüftchen frisch und klar!
Wie spielst du sanft im Blumgefild
Und in der Jungfrau Lockenhaar!

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)