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Und ein, o Wind, der du so still und bange
Herniederwehst vom Makufels, wo wild
Der Giessbach brauset oder ziehst du nieder
Vom heilgen greisen Berge Ararat?
Ach, zitternd, bebend ziehst du immer wieder
Hier über diese wüste Kampfesstatt
Und säuselst stille hin von Thal zu Thalen
Und trägst des bangen Herzens Seufzer hin
Zu meinen weit zerstreuten Brüdern allen,
Um in ihr Herz als Schmerzlied einzuziehn!
Ach du, o treuer Freund gequälter Herzen,
O Nachtigall, du Kind der Blumennacht,
Du Rosenseele, lindre meine Schmerzen,
Besinge laut die heilge Heldenschlacht,
Besing mit meiner Seele eng verbunden,
Wie der Armenierheld den Tod gefunden!“

Die gegenwärtige Lage seines Volkes bietet Alischan wenig Trost, aber er schaut mit Hoffnung in die Zukunft und besonders schön spricht er diese Hoffnung in einem längeren Gedichte aus, in welchem er den grossen und den kleinen Massis (Ararat) über die Vergangenheit und Zukunft seines Volkes reden lässt. „Der Baum besteht durch seine Wurzeln, das Haus durch seine Grundmauern, alte Wurzeln geben neue Zweige, alte Zweige neue Knospen,“ sagt er in einem andern Gedichte „Das armenische Ländchen“.

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)