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Dieser Dichter und Schriftsteller wurde vor mehr als einem halben Jahrhundert in Erserum geboren, also gerade im Herzen seines Heimatlandes, inmitten desjenigen Teiles seines weit zerstreuten Volkes, der noch nationale Eigenart und Sitte bis auf den heutigen Tag in unversehrter Reinheit bewahrt hat. Die Eindrücke, die er in den Kinderjahren in seiner Heimat empfangen, begleiteten ihn bis weit in die Fremde und verliessen ihn auch dann nicht, als der reich begabte Mann inmitten der europäischen Zivilisation von ungleich glänzenderen Bildern umgeben war als es die seiner fernen Heimat sind. Wie viele andere vom Triebe zu wissenschaftlich-litterarischer Thätigkeit beseelte Armenier trat auch Alischan in den Mechitaristen-Orden ein und fand so als Mönch genügende Musse zu seinen Studien und Arbeiten. Seine edle, zarte und empfängliche Natur verwelkte jedoch nicht in der Zelle des Klosters, nein, sie blieb frisch und entwickelte sich. Allerdings ist es augenscheinlich, dass Alischan ein weit grösserer Dichter geworden wäre, wenn er

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/48&oldid=- (Version vom 1.8.2018)